Wohnungsnot in Deutschland verschärft sich – Politik bleibt hinter Versprechen zurück
Die Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt spitzt sich weiter zu. Immer mehr Menschen finden keine bezahlbare Wohnung, während die Zahl der Obdachlosen weiter steigt. Trotz vollmundiger Ankündigungen bleibt die Bundesregierung weit hinter ihren eigenen Zielen zurück.
Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes waren Ende Januar 2025 rund 474.700 Menschen in Deutschland als wohnungslos registriert – ein Anstieg von rund 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hilfsorganisationen warnen, dass die tatsächliche Zahl noch deutlich höher liegen dürfte, da viele Betroffene nicht in Statistiken erfasst werden.
Auch der soziale Wohnungsbau steckt in der Krise. Ende 2024 gab es bundesweit nur noch rund 1,046 Millionen Sozialwohnungen – rund 26.000 weniger als im Jahr zuvor. Zwar wurden im vergangenen Jahr laut Bundesbauministerium etwa 62.000 neue Sozialwohnungen gefördert oder modernisiert, doch gleichzeitig liefen noch mehr Preisbindungen aus. Das bedeutet: Der Bestand schrumpft weiter.
Das politische Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich, davon 100.000 Sozialwohnungen, wurde erneut deutlich verfehlt. 2024 wurden lediglich rund 252.000 Wohnungen neu gebaut. Die Bauwirtschaft verweist auf gestiegene Zinsen, hohe Materialkosten und bürokratische Hürden – doch Kritiker sehen vor allem Versäumnisse der Politik.
„Es wird viel geredet, aber zu wenig umgesetzt“, sagt Sabine Körner vom Deutschen Mieterbund. „Während Milliarden in Förderprogramme fließen, versickert das Geld oft in Verfahren und Zwischenstufen. Für die Menschen auf der Straße oder mit Mindestlohn ändert sich kaum etwas.“
Besonders alarmierend: Laut dem Bündnis „Soziales Wohnen“ fehlen in Deutschland derzeit rund 550.000 bis 630.000 bezahlbare Wohnungen. In Großstädten wie München, Hamburg oder Berlin verschärfen sich die Engpässe – selbst Menschen mit geregeltem Einkommen oder kleinen Familien finden kaum noch geeigneten Wohnraum.
Sozialverbände fordern deshalb ein „umfassendes Rettungspaket Wohnen“: mehr direkte Förderung, weniger Bürokratie, langfristige Mietpreisbindungen und konkrete Hilfen für Obdachlose. „Wohnen ist ein Menschenrecht, kein Luxusgut“, mahnt Körner. „Wenn die Politik weiter zögert, droht eine soziale Katastrophe, die längst nicht mehr nur die Ärmsten trifft.“
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